Vorgestern titelte Holger Schmidt in seinem Blog Netzökonom (auf FAZ.net) „Vodafone will Netzneutralität abschaffen“. Er bezog sich auf ein Strategiepapier (PDF) von Vodafone, in dem angekündigt wurde, die Tarife für mobiles Internet anzupassen.

„We will capitalise on the rapid increase in demand for ubiquitous mobile data services and accelerate the rate of adoption by customers in underpenetrated markets by transitioning our data pricing plans to tiered plans and differentiated service levels, to encourage data adoption and adjust pricing to usage, thereby giving customers more control and driving better returns on our investment.“

Das klingt, als ob Vodafone plane, sich von den bisher üblichen Flatrate-Modellen zu verabschieden, um Tarife einzuführen, die sich in Bezug auf die Qualität und das Volumen unterscheiden.

Die Abkehr von bisher bekannten Flatrate-Tarifen bedeutet aber nicht zwingend, wie Schmidt behauptet, die Abkehr von der Netzneutralität, wobei man bei Vodafone vielleicht eh nicht von einer Abkehr reden sollte. Vodafone gehört zu den Mobilfunkanbietern, die es mit dem Prinzip der Netzneutralität nicht so sehr haben, wie andere Anbieter. Orientiert man sich an der Definition, die der wissenschaftliche Dienst des deutschen Bundestags anbietet, wird Netzneutralität so definiert:

„Der Begriff Netzneutralität bezeichnet die neutrale Übermittlung von Daten im Internet, das bedeutet eine gleichberechtigte Übertragung aller Datenpakete unabhängig davon, woher diese stammen, welchen Inhalt sie haben oder welche Anwendungen die Pakete generiert haben.“ (PDF)

Und von einer gleichberechtigten Übertragung kann bei Vodafone nicht die Rede sein. Wie auch die Deutsche Telekom hat Vodafone ein Problem mit VoIP-Diensten bzw. Internet-Telefonie,
namentlich: Skype.

Deshalb blocken Vodafone und die Telekom VoIP oder verlangen einen Aufpreis vom Kunden,  um VoIP-Dienste nutzen zu können. Die Telekom ging in den USA 2007 sogar noch einen Schritt weiter und blockierte Anrufe aus ihrem Netz, die an Anschlüsse des VoIP-Anbieter Truphone gingen.

Die Unternehmen begründen dies gerne damit, dass sie ihre „Netz-Performance“ schützen wollen und Angst haben, ihr Mobilfunknetz würde überlastet.
Dass die Ängste vorgeschoben oder zumindest unbegründet sind, beweisen o2, die Skype nicht blockieren und ihr Netz funktioniert trotzdem uneingeschränkt.

Nein, die beiden Anbieter Vodafone und Telekom fürchten vielmehr Skype und Co. als ernsthafte Konkurrenz und blockieren diese bzw. verlangen vom Endnutzer eine Gebühr, wenn er sie nutzen möchte. Dies verstößt gegen so ziemlich jede Definition von Netzneutralität und zeigt, wie ernst es die Anbieter, gerade beim mobilen Internet, mit dem Prinzip der Netzneutralität halten.

Wenn Vodafone die Netzneutralität abschaffen will, wird übersehen, dass Vodafone (und auch die Telekom) noch nie ernsthaft das Prinzip der Netzneutralität berücksichtigt haben.

Mehr zum Thema und die Möglichkeit zur Unterstützung gibt es bei der Initiative Pro Netzneutralität.

Außerdem veröffentlichte die Bundestagsfraktion der Grünen heute diesen Antrag für die Netzneutralität und gegen ein Zwei-Klassen-Internet.

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