Während in Deutschland die schwache Prüfformel des Koalitionsvertrages keinen wirklichen Impuls für Open-Source-Software in der Verwaltung gesetzt hat, läuft es in den Niederlanden deutlich besser. Dieser Tage berichtet Pro Linux, dass dort immerhin die Hälfte aller öffentlichen Behörden über eine Strategie für offene Software verfügt.

Die Umsetzung des 2007 verabschiedeten Aktionsplan wird von einem Programmbüro „Nederland Open in Verbinding“ (NOiV) überprüft, das jährliche Berichte verfasst. Besonders interessant und gleichzeitig deprimierend: In 78 Prozent aller Fälle wurden auf Ausschreibungen hin keine Open-Source-Lösungen zum Kauf angeboten. Wenn doch, machten entsprechende Angebote zu 43 Prozent das Rennen. Ausschreibungstexte sollten also explizit auf Open-Source-Angebote dringen, damit nicht nur die üblich verdächtigen Lösungen das Rennen machen. Die niederländische Verwaltungskultur scheint zudem in der Breite offener zu sein, haben doch 53 Prozent der Behörden konkrete Vorhaben, mehr freie Software einzusetzen.

Wir nehmen diese Botschaften aus Holland als Anlass zur Erinnerung an ein Vorhaben aus dem Schwarz-gelben Koalitionsvertrag, S. 102:

Die Informationstechnik des Bundes bedarf der Konzentration, Standardisierung und Effizienzsteigerung sowie Bündelung vorhandener Ressourcen. Wir werden hierzu den Beauftragten der Bundesregierung für Informationstechnik stärken. Wir prüfen, wie die IT des Bundes sich zukünftig an offenen Standards orientieren und dabei auch Open-Source-Lösungen berücksichtigen kann.

Nachdem das Auswärtige Amt eine Rückmigration von Linux auf Windows umsetzen wird, erscheint diese ohnehin reichlich schwache Formulierung als Makulatur. Die aktuelle Bundesregierung hat bisher bei Förderung und schlauem Einsatz von Open-Source-Lösungen weitestgehend versagt. Dabei könnte auf Basis des Open Source Kompetenzzentrums beim Bundesverwaltungsamt vieles wie in den Niederlanden vorangebracht werden. Gerade bei dem für Jahresende angekündigten E-Government-Gesetz wird sich die Regierung von uns Grünen fragen lassen müssen, wie denn ihr überfälliger Aktionsplan für freie und offene Software aussieht.

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