In unregelmäßigen Abständen berichten wir in unserer Rubrik “Aus den Ländern” über Initiativen, Veranstaltungen und Debatten aus dem Bereich Innen- und Netzpolitik in den Bundesländern. Ebenso schreiben ab und an VertreterInnen aus den Ländern über aktuelle Initiativen. An dieser Stelle lädt Rasmus Andresen alle Interesierten zu einer eSport-Veranstaltung in den schleswig-holsteinischen Landtag.

Während eSport-Events ganze Hallen füllen und die Fans ihre Idole feiern, wie wir es nur aus Sportarten wie Handball oder Fußball kennen, fristet diese Beschäftigung ein Nischendasein in der öffentlichen Aufmerksamkeit. Eltern werden misstrauisch, wenn der Sprössling seine oder ihre Zeit lieber vor dem heimischen Computer als draußen auf dem Platz verbringt, Freund*innen belächeln einen, wenn man vom Training mit seinen Teamkamerad*innen in League of legends berichtet. Sport, so der Gedanke, hat was mit Bewegung, draußen und körperlicher Fitness zu tun. Videospiele dagegen, das tun doch nur Junkfood-Fans, die im dunklen Keller Killerspiele spielen und literweise Energydrinks trinken. Aber stimmt das denn?

Die deutschen Sportverbände tun sich schwer bei der Frage, ob eSport eine moderne Form von Sport ist oder nicht. Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) legt in seiner Aufnahmeordnung drei Kriterien fest, nach denen Sport gekennzeichnet wird: 1. Die Ausübung der Sportart muss eine eigene, sportartbestimmende motorische Aktivität eines jeden zum Ziel haben, der sie betreibt. 2. Die Ausübung der eigenmotorischen Aktivitäten muss Selbstzweck der Betätigung sein. 3. Die Sportart muss die Einhaltung ethischer Werte gewährleisten. Verklausuliert versteckt sich hinter der Formulierung nichts weiter als der Gedanke: Sportler*innen müssen sich bewegen, wenn sie Sport ausüben. Tun sie das nicht, üben sie keinen Sport aus. Diese Sichtweise geht an der Realität vieler Jugendlicher vorbei.

Dass eSportler*innen genau das tun, sich bewegen, wird dabei übersehen. eSport bedeutet nicht, dass man ab und an auf den Bildschirm klickt. Um in dem Sport erfolgreich zu sein, ist eine solide Hand-Augen-Koordination unerlässlich, dazu gehört eine gute Ausdauer, eine gute Spielübersicht, taktisches Geschick und vorausschauendes Denken. Alles Fähigkeiten, die man in vielen anderen Sportarten den Sportler*innen auch zuschreiben würde. Man denke nur an komplizierte Spielzüge beim American Football oder die Hand-Augen-Koordination beim Tennis. Es gibt sicherlich Sportarten, die nach außen mehr körperliche Fitness voraussetzen, aber das darf bei der Frage kein Todschlagargument sein. Schach, Curling, Sportschießen oder Darts werden längst als Sport wahrgenommen, obwohl auch hier auf den ersten Blick keine körperliche Anstrengung im Vordergrund steht.

Finnland und Südkorea haben eSport schon als Sport anerkannt und auch Deutschland ist auf dem besten Wege, glaubt man dem Koalitionsvertrag von CDU/CSU und SPD. Für die eSport-Szene würde die Anerkennung ihres Sports viele Fördermöglichkeiten durch Bund und Länder bedeuten und den Weg ebnen, hin zu einer professionellen und breiten Amateurstruktur in den Ländern. Die müssen dann aber auch entsprechende Förderangebote schaffen. In Schleswig-Holstein haben wir mit CDU und FDP vereinbart, dass wir eSport fördern wollen. Für viele Jugendliche ist der Sport Teil ihres täglichen Lebens, wie es für unsere Eltern und Großeltern noch der Bolzplatz war.

Als sportpolitischer Sprecher der Grünen Landtagsfraktion Schleswig-Holstein, möchten ich mit Szene-Insidern, eSportler*innen, Verbänden und Interessierten darüber diskutieren, was denn eigentlich „Sport“ ausmacht. Wo verläuft die Grenze zwischen Sport und Hobby? Ist eSport nichts anderes als eine moderne Form von Sport? Und sollte er dann von Staat und Politik auch genauso behandelt, sprich gefördert werden? Welche Chancen und Risiken könnten darin liegen?

Wann? Mittwoch, 07.03.2018, 19 Uhr

Wo? Schleswig-Holstein-Saal, Landtag Schleswig-Holstein,
Düsternbrooker Weg 70, Kiel

 

Es diskutieren: 
Daniel von Busse (Sport1)
Thomas Bjørn-Lüthi (Cross Border Esport S/I, Sønderborg)
Julia Seifert (Starterkitchen Kiel)
Kristina Herbst (Innenministerium SH)
Carsten Bauer (Sportjugend SH)

Zur besseren Planung bittet die Fraktion  um Anmeldung unter: fraktion@gruene.ltsh.de . Für den Einlass in den Landtag wird ein Personalausweis benötigt.

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