Nachdem in Deutschland die Mühlen in Sachen Open Data auf Bundesebene nach wie vor recht langsam mahlen, schafft die EU-Kommission Fakten. Über ein pan-europäisches Datenportal wurde schon länger geredet, nun ist das Projekt einen entscheidenden Schritt weiter gekommen. Eine Ausschreibung vom 19. Juli 2011 sucht nach dem besten Angebot für ein zentrales Webportal, das als „one stop shop“ für offene Daten dienen soll.

Neelie Kroes, zuständige Kommissarin für die Digitale Agenda, hat mehrfach auf Veranstaltungen ihre Unterstützung für Open Data deutlich gemacht. Ein Hintergrund hierfür ist die anstehende Revision der Public Sector Information-Richtlinie (2003/98/EG), die für 2012 avisiert ist. Im Vorfeld dessen ist auch das Portal der EPSIplatform entstanden, das bereits jetzt Musterbeispiele und Anwendungen von Informationen des öffentlichen Sektors bündeln soll. Nicht immer scheint dabei die Zivilgesellschaft im Vordergrund zu stehen; bei der PSI-Richtlinie nimmt gerade auch der ökonomische Nutzen öffentlicher Daten bisher viel Raum ein.

Bis 2012 soll das Portal der Europäischen Kommission stehen, bis 2013 Datensätze aus allen Mitgliedsstaaten erhältlich sein. Und die Kommission ist offenbar willens, dafür auch eine Menge Geld in die Hand zu nehmen: Der ausgeschriebene Kontrakt ist mit 800.000 Euro dotiert. Ob in diesem Rahmen auch eine europäische Lizenz für offene Regierungsdaten zu erwarten ist, konnten wir noch nicht in Erfahrung bringen. Die Spezifikation sieht vor, dass selbstverständlich eine API für den Zugriff Teil des Vorhabens sein wird. Nebenbei erfährt man, dass die Kommissionsseiten auf Linux, Apache und Drupal basieren.

Auch wenn dieser Tage Gerüchte um einen kommenden App-Wettbewerb, an dem auch das Innenministerium beteiligt sein soll, zu hören waren: Die Bundesregierung tut zu wenig für Informationsfreiheit und Open Data, während Neelie Kroes auf europäischer Ebene mit der Digitalen Agenda Maßstäbe setzt. Die Vorschläge der grünen Bundestagsfraktion für offene Daten auf Bundesebene findet Ihr hier. Am 26. September werden wir in einem Öffentlichen Fachgespräch im Bundestag unsere Vorschläge für eine Informationsfreiheit 2.0 vorstellen.

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