Die Projektgruppe Wirtschaft, Arbeit, Green IT der Enquete-Kommmission „Internet und digitale Gesellschaft“ veranstaltet am 23. Januar 2012 ein öffentliches Expertengespräch zum Thema Green IT. Die Mitglieder wollen vier Expertinnen und Experten zu den Themen Energie- und Materialeffizienz im IT-Bereich befragen.

In dem öffentlichen Expertengespräch mit dem Titel „Potenziale von Green IT: Nachhaltigkeit in der digital vernetzten Welt“ soll es unter anderem um umweltgerechte Herstellung und Verbreitung von IT-Produkten, um Logistik, Lieferketten, Recyclingkreisläufe, Rebound-Effekte und Ressourcenabbau gehen.

Die eingeladenen Expertinnen und Expertinnen sollen dabei nach Möglichkeit auch zur praktischen Umsetzung der aktuellen europarechtlichen und nationalen Vorgaben berichten. Die Projektgruppenmitglieder interessieren sich auch für Best-Practice-Beispiele für Energie- und Materialeffizienz im privaten und öffentlichen Bereich. Weitere Fragen betreffen die Themen Smart Cities und das Vergabewesen für öffentliche Aufträge.

Als Expertinnen und Expertinnen werden angehört:

  • Cornelia Heydenreich, Germanwatch
  • Dr. Reinhard Höhn, IBM Deutschland
  • Florian König, Green IT Beratungsbüro beim BITKOM,
  • Stefan Selbach, Dachser GmbH & Co. KG (angefragt).

Wie vor derartigen Expertengesprächen üblich, haben die einzelnen Fraktionen einen Fragenkatalog entwickelt, der den Sachverständigen vorab zur Beantwortung zugesendet wird. Die Fragen für das Gespräch am 23. Januar lauten:

Fragen der Fraktionen CDU/CSU und FDP:

  1. Was sind die wichtigsten Gründe, die bei der bestehenden und geplanten IT-Ausrüstung im pri­vaten und öffentlichen Bereich Maßnahmen zur Einsparung von Energie erschweren bzw. ver­hindern?
  2. Welche Best-Practice-Beispiele gibt es im privaten und öffentlichen Bereich, um bei der Beschaf­fung von IT-Ausrüstung stärker die Aspekte von Energie- und Materialeffizienz zu berücksichti­gen?
  3. Welche Möglichkeiten für die Senkung des Ressourcenverbrauchs bieten neue Geschäftsmodelle im Bereich „Green IT“ – insbesondere hinsichtlich der Vernetzung von Gebäuden und Stadtteilen („Smart Cities“)?
  4. Wie kann die Auslagerung von Diensten in Verbindung mit Data Centern und deren Management als Geschäftsmodell die Energieeffizienz steigern? Wie sind vor diesem Hintergrund die dafür notwendige Bereitstellung und der Betrieb der Netzinfrastruktur zu sehen?
  5. Ein stetig wachsender Anteil von Unternehmen verkauft Waren und Dienstleistungen mittels Unterstützung und Optimierung durch Informationstechnologien. Dabei werden in der Regel die rein klassischen Logistik-Elemente durch elektronische Vertriebselemente ergänzt – so z.B. beim Verkauf physischer Waren über elektronischen/ Online-Versandhandel. a) Hat die digitale Vernetzung des Dienstleistungs- und Warenvertriebs nach den Erfahrungen der jüngeren Zeit zu einer Verbesserung oder Verschlechterung der Ökobilanz in der Logistik ge­führt? b) Welche Potenziale zur Energieeinsparung bietet der Einsatz von IT-Anwendungen in Logistik-Ketten? c) Gibt dabei es einen Widerspruch zwischen ressourcenschonenden bzw. energieeinsparenden Verfahrensweisen einerseits und Kostenoptimierung andererseits?

Fragen der Fraktionen SPD, DIE LINKE. und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:

  1. Green IT erschöpft sich nicht nur in der Frage nach der höchstmöglichen Energieeffizienz. Auch Fragen nach einer umweltgerechten Produktion und Verbreitung von Produkten spielen eine Rol­le. Herstellungseffizienz beinhaltet gerade auch Fragen der Lieferketten und Recyclingkreisläufe. Können Sie uns Hintergründe und Perspektiven zu aktuellen Problemen der Lieferketten, der Recyclingkreisläufe, zum Rebound, beim Re-use, beim Ressourcenabbau skizzieren? Wie schät­zen Sie die aktuellen europarechtlichen und nationalen Vorgaben und deren praktische Umset­zung ein?
  2. Öffentliche Beschaffung kann sozial-ökologische Akzente setzen. Können Sie uns etwas zu mög­lichen Kriterien der Ressourcen-, Energieffizienz und sozial-ethischen Standards sagen, die auch die Fragen des Datenschutzes und der informationellen Selbstbestimmung beinhalten? Inwieweit werden diese als Vergabekriterien im Rahmen der Beschaffung im öffentlichen Sektor angewandt? Besteht hier gesetzgeberischer Handlungsbedarf? Die Vergabeordnung wurde im Herbst diesen Jahres gerade überarbeitet: Wie bewerten Sie die Überarbeitung im Hinblick auf Green IT? Werden diese ausreichend umgesetzt ? Was muss geschehen um die ökologische Beschaffung voranzubringen; damit beziehen wir uns nicht nur auf die Gesetzgebung, sondern vor allem um die Umsetzung in der Praxis? Wie könnten gute Praxisbeispiele besser bekannt gemacht werden?
  3. Sehen Sie gesetzgeberischen Handlungsbedarf bei der Frage der Gestaltung des Lebenszyklus von Geräten? Welche Bemühungen bestehen hier von Seiten der Industrie? Sollte der Gesetzgeber diesbezüglich Vorgaben machen oder auf das Mittel der regulierten Selbstregulierung zurückgrei­fen? Welche Form von Regulierung ist angesichts der globalen Vernetzung der IT-Industrie ihrer Meinung nach zielführend?
  4. Wie schätzen Sie die Einflussmöglichkeiten der Verbraucher auf Produktion, Vertrieb und Recyc­ling ressourcenschonender IT-Geräte ein? Wie kann das öffentliche Bewusstsein für den indivi­duellen Umgang gestärkt werden, so dass der konkrete Umgang sparsamer wird? Auf welchen Wegen Verbraucherinnen und Verbrauchern eine souveräne Entscheidung für umweltfreundliche Geräte und Software ermöglicht werden?
  5. Wie kann die in Frage Nr. 3  (Anm. der CDU/CSU/FDP) angesprochene Vernetzung von Gebäuden und Stadtteilen so gestal­tet werden, dass der Datenschutz und die informationelle Selbstbestimmung der Bürgerinnen und Bürger unterstützt werden?

Die Fragen an die Expertinnen und Experten (pdf | 63 KB) indet Ihr auch auf den Seiten der Enquete.

Anmeldung:
Das Expertengespräch ist öffentlich. Besucherinnen und Besucher können sich per E-Mail über das Sekretariat der Internet-Enquete anmelden. Alle Modalitäten der Anmeldung könnt Ihr auf den Seiten der Enquete-Kommission nachlesen.

Beteiligung an der Arbeit der Projektgruppe:
Auf enquetebeteiligung.de besteht weiterhin die Möglichkeit, Euch an der Arbeit der Projektgruppe zu beteiligen, Eure Vorschläge einzubringen und die Agenda der Projektgruppe so mit zu bestimmen. Nutzt die Gelegenheit und beteiligt Euch! Wir freuen uns auf Eure Ideen und Interventionen! Falls Ihr Euch noch einmal informieren wollt, wie man Adhocracy am besten nutzt, findet Ihr hier ein How-to-Video.

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