Gestern sprachen einige hochrangige Vertreter von google beim Web 2.0 Summit 2011 u.a. über zukünftige Neuerungen bei google+. Hierbei wurden einige durchaus interessante Ankündigungen gemacht. Laut eines Vertreters des Unternehmen wird zukünftig die Verwendung von Pseudonymen auf Google+ möglich sein. Auf aboutgoogleplus.de wird ein Mitarbeiter von google mit folgenden Worten zitiert:

„We are planning to support pseudonyms in the future. We are working on it.“

Eine Anmeldung bei Google + war bisher mit der in den AGBs verankerten Auflage verbunden, einen Klarnamen und nicht etwa ein Pseudonym zu verwenden. Mit facebook, das ebenfalls eine pseudonyme Nutzung ausschließt, stehen wir bereits seit Längerem in der Diskussion über diese Verpflichtung, die wir sehr kritisch sehen.

Am 5. September 2011 habe ich mich mit zahlreichen Mitstreiterinnen und Mitstreitern in einem von Christoph Kappes initiierten Offenen Brief an google dafür ausgesprochen, dass das Unternehmen diese Praxis auf den Prüfstand stellt und zukünftig auch eine anonyme Nutzung von google+ möglich macht.

In unserem gemeinsamen Brief, über den wir auf gruen-digital ausführlich berichteten, haben wir noch einmal auf die bestehenden deutschen Gesetze hingewiesen. So sieht das Telemediengesetz explizit eine anonyme und pseudonyme Nutzung von Internetdiensten als ein elementares Recht der Nutzerinnen und Nutzer vor.

So heißt es im Telemediengesetz § 13 Abs. 6 heißt explizit:

„Der Diensteanbieter hat die Nutzung von Telemedien und ihre Bezahlung anonym oder unter Pseudonym zu ermöglichen, soweit dies technisch möglich und zumutbar ist. Der Nutzer ist über diese Möglichkeit zu informieren.“

Wir freuen uns sehr, dass google offenbar erkannt hat, dass es in Deutschland nicht nur rechtlich geboten ist, eine solche pseudonyme Nutzung zuzulassen, sondern sich hierdurch auch vielfältige Vorteile für die Nutzerinnen und Nutzer ergeben. Anonymität und die Verwendung von Pseudonymen im Netz erfüllen eine wichtige Schutzfunktion. Vor allem datenschutzpolitische Aspekte sind hier zu nennen: Sicherlich wäre mancher Nutzer des Sony-Playstation- Netzworks froh gewesen, wenn er/sie sich als Max Mustermann oder Emily Erdbeere hätte anmelden können.

So kann es keine Reaktion auf die jüngsten Datenschutzlecks sein, die Abschaffung von Anonymität und Pseudonymität im Netz zu fordern, wie es jüngst Innenminister Friedrich erst wieder getan hatte. Im Gegenteil: Die Stärkung sowohl anonymer als auch pseudonymer Angebote muss das Gebot der Stunde sein. Dies hat google nun offenbar erkannt.

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