Anlässlich des 50. Geburtstages der Humanistischen Union habe ich ein Grußwort verfasst, das ich an dieser Stelle gerne dokumentiere.

Sehr geehrte Frau Professorin Will,

erlauben Sie mir, Ihnen als die amtierende Vorsitzende der Humanistischen Union meine allerbesten Glückwünsche zum 50. Geburtstag Ihres Verbandes zu übermitteln.  Ich freue mich mit Ihnen, dass die HUMANISTISCHE UNION dieses für einen deutschen Bürgerrechtsverband herausragende Jubiläum begehen kann. Sie ist der lebendige Beweis der gewachsenen demokratisch-rechtstaatlichen Kultur unseres Gemeinwesens.

Die Humanistische Union hat die Entwicklung der Bundesrepublik Deutschland in ganz entscheidenden Phasen  ihrer Entwicklung mitgeprägt. Sie hat über Jahrzehnte in so unterschiedlichen Themengebieten wie der Rechts- und Innenpolitik, Gleichstellungs- und Bildungsfragen als auch bei der Frage der Trennung von Kirche und Staat Positionen vertreten, die zwar zumeist auch einem humanistischen Weltbild entsprechen, deren Kompass aber vor allem im Grundgesetz liegt. Darin stimmt sie an einem ganz entscheidenden Punkt mit uns Grünen überein.

Ich kenne die Humanistischen Union als einen streitbaren Verein; man muss nicht mit allen ihren Positionen und Vorstößen übereinstimmen, um gleichwohl die tiefe Ernsthaftigkeit und das diskursive Ringen hinter ihren Bemühungen  erkennen und anerkennen zu können. Eine immer kurzatmigere und sicherlich auch oftmals auf kurzfristige Landgewinne ausgerichtete Politik braucht diesen „zähen Intelligenzlerverein“, wie er schon mal genannt wurde, der sich quer zum Zeitgeist und vermeintlichen politischen Zwängen zu bewegen vermag.

Im Mittelpunkt Ihrer als auch meiner Arbeit als innenpolitischer Sprecher von Bündnis 90/Die Grünen steht die Wahrung und der Schutz der Bürgerrechte. Sowohl die Humanistische Union als auch die Grünen teilen die Erfahrung, wie leicht dieses Anliegen in komplexen Gemengelagen von Interessen unter die Räder kommen kann. Die Bürgerrechte als vergleichsweise abstraktes Anliegen haben keine starke Lobby. In der täglichen Arbeit ist es deshalb um so wichtiger, auf die Stellungnahmen starker Fachverbände wie die der Humanistische Union verweisen zu können.

Ich schätze Ihre Arbeit ganz konkret aus meiner Zusammenarbeit mit der Lübecker Humanistischen Union,  wenn es gemeinsam darum geht, rechte Aufmärsche in meinem Bundesland Schleswig-Holstein zu stoppen. Und wir Grüne wissen es zu schätzen, dass die Humanistische Union bei den aufwändigen Vorbereitungen für die jährliche, auch von uns unterstützte Demonstration „Freiheit statt Angst“  ihre bestehende Infrastruktur zur Verfügung stellt und damit für zahlreiche, etwas locker gewobenere Bündnisse einen verlässlichen Pol der Arbeit darstellt.

Wir brauchen Ihre unbeugsame und beständige Kritik der Verhältnisse genau so wie Ihren ungebrochenen Verfassungspatriotismus als Grundhaltung – heute mehr denn je.  Ich wünsche Ihnen deshalb auch für die kommenden 50 Jahre : Bleiben Sie unbequem!

Mit freundlichen Grüßen
Dr. Konstantin v. Notz

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