Nach Bekanntwerden, dass der US-Geheimdienst NSA sich weltweit heimlich in die Leitungen von Rechenzentren fĂŒhrender Internetanbieter eingeklinkt hat, wird immer klarer: Hier hat sich ein geheimdienstliches Überwachungssystem verselbstĂ€ndigt, das sich in demokratischen Rechtsstaaten nicht verselbststĂ€ndigen darf. Um der weiteren Erosion unseres Rechtsstaates entgegen zu treten und die Grundrechte der Menschen in Deutschland zu schĂŒtzen, muss sich die Bundeskanzlerin endlich klar positionieren - und zwar nicht nur im Hinblick auf ihr eigenes Handy. Die Kanzlerin muss ihre Politik der Nicht- und Desinformation ĂŒber die internationale Kooperation deutscher Geheimdienste endlich beenden, Transparenz im Hinblick auf den Umfang der Problematik herstellen und in eine offene Diskussion ĂŒber die Rolle der Geheimdienste eintreten.
Heute haben der Bundesbeauftragten fĂŒr den Datenschutz und die Informationsfreiheit, Peter Schaar, und der Vorstandsvorsitzende des Verbraucherzentrale Bundesverbands in einer gemeinsamen Pressekonferenz daten- und verbraucherschutzpolitische Forderungen an die neue Bundesregierung gerichtet. Als GrĂŒne haben wir diese Forderungen unterstĂŒtzt. Warum es so wichtig ist, den Themen Daten- und Verbraucherschutz endlich einen sehr viel höheren Stellenwert einzurĂ€umen, erklĂ€rt Konstantin in einem kurzen Beitrag.
Die Bundesregierung hintertreibt seit nunmehr mehreren Jahren die EU-Datenschutzreform. Vor dem Hintergrund einer durch die derzeitigen EnthĂŒllungen Edward Snowdens anhaltenden Diskussionen ĂŒber den Schutz unserer PrivatsphĂ€re haben sich in den letzten Tagen auch immer wieder fĂŒhrende Vertreterinnen und Vertreter der Bundesregierung fĂŒr eine solch rasche Umsetzung der Reform ausgesprochen, darunter auch die Bundeskanzlerin. WĂ€hrend die Kanzlerin nach der Atomkatastrophe von Fukushima ihren Irrweg in energiepolitischen Fragen grundlegend revidierte und Deutschland aus der Nutzung von Atomenergie zur Energiegewinnung ein fĂŒr allemal ausstieg, steht eine solche Kehrtwende der Kanzlerin in datenschutzrechtlichen Fragen weiter aus. Eine solche Kehrtwende aber ist ĂŒberfĂ€llig.
Das Handy von Bundeskanzlerin Merkel ist nur ein Symbol fĂŒr eine völlig aus dem Ruder gelaufende, flĂ€chendeckende Spionage durch westliche Geheimdienste. Diese rĂŒttelt an den Grundfesten demokratischer Rechtsstaaten. Die Verantwortung fĂŒr das Ausmaß des jetzigen Skandals in den letzten 5 Monaten tragen sowohl der geschĂ€ftsfĂŒhrende Kanzleramts- sowie der Innenminister - die Verantwortung trĂ€gt aber mindestens genauso die Bundeskanzlerin selbst, die nicht aufgeklĂ€rt und abgeholfen, sondern an erster und prominentester Stelle mit beschönigt und vernebelt hat. Heute zeigt sich: Ihre Bilanz in den Bereichen, Datenschutz, Datensicherheit und Cyberabwehr ist blamabel und verheerend.
Dieser Post fasst GrĂŒne Initiativen der letzten Monate zusammen, mit denen wir Druck auf die europĂ€ischen Regierungen und die EU-Kommission aufgebaut haben – und analysiert zugleich die UntĂ€tigkeit der deutschen Bundesregierung. Seit im Juni die ersten EnthĂŒllungen von Edward Snowden ĂŒber die MassenĂŒberwachung durch die amerikanische National Security Agency (NSA) veröffentlicht wurden, haben die GrĂŒnen im EuropĂ€ischen Parlament darauf gedrĂ€ngt, dass ernsthafte Konsequenzen gezogen werden. Auf GrĂŒnen Impuls hat das EuropĂ€ische Parlament jetzt gefordert, das SWIFT-Abkommen zur Übersendung von Bankdaten an amerikanische Behörden auszusetzen.
Die grĂŒne Bundestagsfraktion hat heute beim PrĂ€sidenten des Deutschen Bundestags beantragt, das Parlament zeitnah zu einer Sondersitzung einzuberufen. AnlĂ€sslich der jĂŒngsten Berichterstattung ĂŒber das Ausmaß der Überwachung durch US-amerikanische Geheimdienste bis hin zu einer Überwachung der Bundeskanzlerin halten wir es fĂŒr unerlĂ€sslich, dass der Deutsche Bundestag als unmittelbare Vertretung des deutschen Volkes ĂŒber die Erkenntnisse und das weitere Vorgehen der Bundesregierung rechtzeitig informiert wird und seinerseits als Verfassungsorgan in die Lage versetzt wird, auf die Situation zu reagieren.
Im Zuge anhaltenden Diskussion um den NSA-SpĂ€hskandal hörte man in der Vergangenheit immer wieder bizarre Töne – selbst von Ministern. Bekanntestes Beispiel ist der fĂŒr die Geheimdienstkontrolle zustĂ€ndige Kanzleramtsminister, der die AffĂ€re kurzerhand fĂŒr beendet erklĂ€rte. Über Monate scheute sich die Bundesregierung, den Skandal als solchen zu erkennen und die notwendigen Konsequenzen zu ziehen. Stattdessen folgte ein abstruser Vorschlag auf den anderen. Einer davon: Als Antwort auf den NSA-Skandal mĂŒsse man die Vermittlung von Medienkompetenz stĂ€rken. Was auf der einen Seite sicher nie falsch ist, zeigt auf der anderen die Hilflosigkeit vieler politischer Akteure. Und wie ist es eigentlich mit der Medienkompetenz innerhalb der Bundesregierung bestellt? Ein nicht ganz ernst gemeinter Zwischenruf zu Diensthandys, Medienkompetenz und der NSA.
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